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2. Januar 2010 6 02 /01 /Januar /2010 11:47

Hier in Libyen wird unserem Neujahr nicht so viel Beachtung geschenkt. Zum einen beginnt die Zeitrechnung im Islam mit der Pilgerreise des Propheten Mohammed und deshalb lebt man hier ungefähr im ausklingenden 14 Jahrhundert (nun werden mir auch einige schon erlebt Verhaltensweisen erklärbarer). Zum anderen hat das Islamische Jahr 355 Tage, wodurch  der Jahreswechsel an einem anderen Tag liegt. Momentan eher Anfang Dezember, habe ich mir sagen lassen.

Somit muss man schon Leute finden die nach dem Gregorianischen Kalender feiern. Glücklicherweise fiel das diesjährige Neujahr auf einen Freitag, der ja bekannter Weise hier wirklich seinem Namen alle Ehre macht und frei ist. Pluspunkt der Ehrlichkeit für Libyen. Somit gab es  keine Bedenken für ein  Reinfeier mit Ausschlafen.

In einer netten deutschen Fünfer Runde haben wir dann auch in der Nähe von Tripolis Fondue gegessen und ich habe mich, wie eigentlich immer, wenn es hier mal etwas richtig Leckeres zu essen gibt, gnadenlos überfressen. Kennt ihr dass, wenn man wirklich schon richtig satt ist und dann kommt noch Eis zum Nachtisch? Schrecklich! Würde mich gerne rausreden und argumentieren, dass es bei uns auf dem Lande momentan nicht viel Eis zu kaufen gibt, was auch den Tatsachen entspricht und ich deswegen unter dem Motto „Wer weiß, wann ich das nächste Mal im Leben wieder Eis kriege“ zugeschlagen habe. Aber ganz ehrlich, ich hätte es auch getan, wenn in Alwanija ein Swimming-Pool voll Speiseeis auf mich gewartet hätte. Das sind auch die Momente, bei denen ich als Nichtraucher den Suchtfaktor oder nennen wir es nur den unterschwelligen Drang verstehe und deshalb die Raucher nicht wirklich verurteilen kann. Der, der frei von Sünde ist, der werfe den ersten Stein…. (Da schießt mir immer der grandiose Spruch aus Monty Python „Das Leben des Brian“ durch den Kopf: „Guter Wurf“ nachdem eine Gruppe von Menschen einen riesigen Steinbrocken auf einen am Boden liegenden, hat fallen lassen – aber das nur so nebenbei), da halt ich den Ball mal lieber flach.

Als gute Deutsche haben wir auch nicht nach Libyscher Zeit (Sommerzeit gibt es hier nicht), sondern pünktlich um 1:00 libyscher Ortszeit auf das neue Jahr angestoßen. Gegen halb drei hat sich die Runde dann aufgelöst und ich mich auf den Heimweg gemacht. Während ich so über die recht leeren Straßen fegte, konnte ich mich davon überzeugen, dass der Libysche Straßenpolizist ein nachtaktives Wesen ist. Auf den rund 160 km wurde ich viermal angehalten und kontrolliert. Dabei war eine feste Polizeistation/-straßensperre einkalkuliert, aber bei den drei mobilen Kontrollen, war es schon schwierig, schnell genug zu bremsen ohne das die Reifen quietschen, um eine gemächliche Fahrweise vorzutäuschen. Diese „Alarm für Kobra 11“-Verschnitte gehen dabei teilweise schon etwas lebensmüde zu Werke. Ich würde mich nicht in einer schwarzen Uniform, mit einer nicht-reflektierenden Kelle in der Hand, um 4:00 morgens auf eine Libysche Straße stellen und vergessen an meinem Dienstfahrzeug die Rundumleuchten anzustellen. Vor allen Dingen, wenn hier in Libyen nicht alle Fahrzeuge funktionierende Frontscheinscheinwerfer besitzen. Meines Erachtens hat da ein weißer Wildhund, der dir bei 140 Klamotten direkt vor dein Auto rennt, mehr Lebenserwartung. Aber manche suchen auch die Herausforderung.

Dagegen sind die ungebundenen Öffnungszeiten sehr schön. So war es mir möglich gegen 3:30 Uhr sogar noch auszusuchen in welchem Laden ich mir ein Getränk besorge und ich spreche nicht von Tankstellen. Diese Atmosphäre hat mich dann auch dazu inspiriert an einem der geöffneten Keramikläden zu halten und gegen 3:43 Uhr, meiner sonst nicht so ausgebildete Kauflust zu frönen.

Genau bei diesem Einkauf war es auch, an dem ich bemerkte, dass ich etwas von dem Essen nicht vertragen hatte. Oh ha. Aufgrund fehlender öffentlichen Toiletten in nahezu dem gesamten Land, war ich dann sehr froh ca. eine Stunde später bei unserem Haus anzukommen. Nach einem toilettalem Befreiungsschlag (Nein! keine Details!), bin ich dann ins Bett gefallen.

Um noch einmal den Kreis zu schließen, wisst ihr, wann man weiß, dass man wirklich genug gegessen hat?     Wenn man nach 12 Stunden Schlaf aufwacht und noch immer keinen Appetit verspürt. Denn als ich heute aufwachte und mich nicht übertrieben ausgeschlafen fühlte, schaute ich auf mein Handy und es war 17:08 Uhr. Wow und ja, ihr dürft etwas neidisch sein. Kann mich auch nicht erinnern, wann ich das letzte Mal oder ob ich jemals so spät aufgewacht bin.

Frohes neues Jahr 2010

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Kommentare

M
<br /> Hallo Marc,<br /> ich versuche es einfach noch mal. Erst mal alles Liebe und Schöne zum neuen Jahr von M und M. Wie wir lesen, bist du ja gut ins neue Jahr gekommen. Von Ena haben wir das gleiche gehört. Ich bin ja<br /> froh, dass es allen so gut gefällt und sie viel erleben. Warum bin ich nur nicht mitgeflogen. Hier haben wir eine ganze Menge Schnee bei Minusgraden. Mal sehen, ob wir auch mal auf Eis können.<br /> Lass es Dir weiter gut gehen. Liebe Grüße Mutti<br /> <br /> <br />
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M
<br /> Juchu, jetzt hat es geklappt. Ich wünsche euch auch ein frohes Neues Jahr. Ja, den Indianern geht es gut, allerdings wird in Indien noch mit richtigen Geschützen geknallt und da kann man schon<br /> Angst um Leib und Leben bekommen :-). Toi, toi, toi und viel Spaß bei der nächsten Schlitter-Runde auf den Seen von MV. Drückt für mich auch eine Kuve ins Eis, ich werde hier wohl nicht so schnell<br /> zu diesem Vergnügen kommen. Aber meine neuen Schlittschuhe warten schon voller Vorfreude zuhause. Liebe Grüße ihr Beiden (m&m's) Marc<br /> <br /> <br />
S
<br /> Wir wünschen Dir auch alles Gute für 2010! Und Du hast deutlich ein geselligeres Sylvesterfest verbracht als Deine alte Schwester ... hüstel, hüstel ... ich war noch so krank, dass wir ganz<br /> gemütlich auf der Couch saßen und versuchten die fauchenden Tiger zu beruhigen, als die Knallerei losging ;-)<br /> <br /> <br />
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M
<br /> Stimmt, da habe ich deutlich mehr Strecke verbraucht :-), hoffe ihr habt keine Narben von den Tigern bekommen. Die sind ja manchmal unberechenbar. Erinnert mich daran wie ich mit Tüwe auf dem Arm<br /> die Tür öffnete und da die Hunde der Oldmans standen. Aua, Narbe hab ich heute noch im Gesicht.<br /> <br /> <br />
S
<br /> und was passiert jetzt?<br /> <br /> [url=http://www.smiliemania.de/][img]http://www.smiliemania.de/smilie.php?smile_ID=392[/img][/url]<br /> <br /> <br /> javascript:ShowSource('392');<br /> <br /> <br />
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M
<br /> <br /> Nix, also jedenfalls nicht bei mir.<br /> <br /> Vielleicht muss ich meine Seite selber als Gast besuchen, um dann deinen Kommentar anzuschauen und nach dem gesehenen, mit Herzflattern nicht mehr schlafen zu können ;-)<br /> <br /> Ehrlich gesagt, kann der Smilie gar nicht mehr so gut sein, wie dein Kampf ihn mir zu zeigen.<br /> <br /> mit kämpferischen Grüßen<br /> <br /> Ave Smilie<br /> <br /> <br /> <br />
S
<br /> Hi Marc vom Arc,<br /> <br /> das mit dem Smilie probier ich jetzt nochmal anders:<br /> <br /> javascript:ShowSource('392');<br /> <br /> Einklich kannst Du doch richtig froh sein, das Ganze nicht zu Hause erlebt zu haben. Stell Dir doch mal vor, wie's gewesen wäre, wenn Deine Kids morgens mit Dir im Bett hätten toben wollen ;-)<br /> <br /> Viel Spaß bei der Arbeit, bess demnähx.<br /> <br /> <br />
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M
<br /> hmmm das mit dem Smiley war wieder nix, aber ich sehe schon deinen nächsten Kommentar, mal sehen ob es da besser wird.<br /> <br /> Jep, bin ganz zufrieden, dass mich hier keiner geweckt und die Hundebande auch einigermaßen die Klappe gehalten hat.<br /> <br /> Und dir wünsche ich einen grandiosen Spaß bei der Ar Bite<br /> <br /> <br />
S
<br /> JaJa, Eis nach dem Essen ist schon was feines. Man redet sich auch ein, mit dem kühlen Nass den überfressenen Bauch etwas Gutes zu tun. Ich war seit Langem auch mal wieder dran den Jahreswechsel<br /> auf Arbeit zu verbringen, auch schön, leicht verdientes Geld. Jeder bringt was zu essen mit und denkt er ist der einzige der seinen Kollegen was gutes tut. Zum Glück ist der Zugverkehr wegen<br /> Eisregen im Norden von Deutschland fast zum Erliegen gekommen, da lief dann auch im Güterverkehr nicht mehr viel und wir hatten genügend Zeit die "Mitbringsel" alle zu machen.<br /> In diesem Sinne, ein prickelndes, frohes, gesundes neues Jahr, Stephan<br /> <br /> <br />
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M
<br /> <br /> Na da schießen mir gleich zwei Plattitüden durch den Kopf<br /> <br /> <br /> ·         Glück im Unglück<br /> <br /> <br /> ·         des einen Leid, des anderen Freud<br /> <br /> <br /> Respekt, während die Lokfahrer im Eisregen fast erfroren sind, sich selber eine<br /> Magenüberdehnung beizufügen. J<br /> <br /> <br /> Aber es freut mich zu hören, dass du trotz Arbeit gut ins neue Jahr gekommen<br /> bist.<br /> <br /> <br /> Auf große neue Taten für 2010<br /> <br /> <br /> <br />

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