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29. Dezember 2010 3 29 /12 /Dezember /2010 05:00

Ich werde wach von der Sonne, die unbarmherzig auf meine Augenlieder strahlt. Mein Kopf brummt und er schein so schwer zu sein, dass ich es nicht schaffe ihn mit meinen Händen zu halten. Was für eine Nacht. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich in die mir unbekannte Hafenkneipe in Ra's al Hilal gekommen bin.  Aber das Wasser, das ich bis in den frühen Morgen getrunken habe, hat irgendwie merkwürdig geschmeckt. Selbstgebrannter ist eben nicht jedermanns Sache und trotz meiner 21 Jahre auf See, haben sich weder mein Magen noch mein Kopf  daran gewöhnt.

Meine Hüfte schmerzt und als ich mit müden, zusammengekniffenen Augen versuche mich umzuschauen, wird mir der Grund dafür schnell klar. Die Haustür, vor der ich liege, kenn ich zwar nicht, aber das Material, aus dem die Eingangstreppe ist, hat mein Hüftknochen die Nacht über kennen gelernt. Na klasse, hoffentlich hat mich keiner gesehen, der mich kennt. Als ich aufstehe, um der unbequemen Haltung meines geschwächten Körpers zu entfliehen, fällt etwas klirrend auf den Boden. Ich habe das Gefühl  in Zeitlupe nach dem Gegenstand zu tasten. Dieser versucht sich vor meiner Hand im staubigen Boden zu verstecken. Hab ich dich. Ich hebe ihn hoch und muss ihn ganz dicht an meine halb geöffneten, brennenden Augen führen, um zu erkennen, was ich mir da für einen Fisch geangelt habe. Es dauert ein paar Sekunden bis mein Gehirn warm läuft und die Informationen, die von meinen Augen weitergleitet werden, verarbeiten kann. Doch dann kommt die Erinnerung zurück und ich erkenne meine Fahrzeugschlüssel wieder und das Blut schießt mir so schnell in den Kopf, dass ein nicht unbeträchtlicher Anteil meiner Äderchen platzt. Scheiße wo hab ich bloß geparkt???

  

So oder so ähnlich ist es bestimmt dem Kapitän dieses Geisterschiffes ergangen. Jedenfalls ist das eine meiner Theorien.

Ahoi

Es könnte sich hier allerdings auch um den Anfang  eines Brauches handeln, der an den libyschen Straßen vollkommene Normalität darstellt. Der  „Wenn es nicht mehr geht, lass es einfach liegen“ -Brauch. So flankieren ausgebrannte oder auch nur verrostete Autowracks in allen Lebenslagen (auf den Rädern, sofern noch vorhanden, auf der Seite oder auf dem Dach und alle Variationen dazwischen) in regelmäßigen Abständen die Straßen. Ich frage mich dann sehr häufig, wie um alles in der Welt das Auto an so manche exponierte Position gekommen ist und wie es der  Fahrer, sofern er überlebte, geschafft hat da raus und wieder zur nächsten Siedlung zu kommen.

 

Gleiches gilt auch für diesen Kahn, wobei ich davon ausgehe, dass die Besatzung überlebt hat. Alle , die Einparkwitze über Frauen hassen, können sich diese Bild gerne ausdrucken, da ich ebenfalls davon ausgehe, dass der Kapitän ein Mann war. Den Hafen von Ra's al Hilal hat er nur knapp um 2 Kilometer verfehlt.

 

Vielleicht handelt es sich hier aber auch um einen unaufgedeckten Fall von Strand-Piraterie. Wer weiß das den schon so genau. Ich jedenfalls nicht.

 

Ahoi.

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