Als ich diesen Prachtbengel am Straßenrand hab rumlungern sehen, schoss mir gleich so ein fiktiver Dialog zwischen einer Mutter, die ihr Kind vor den unabdingbaren Grausamkeiten behüten möchte und ihrem Kind in die Gehirnwindungen.
Kind fragt:„Mami, warum schläft die Kuh da?“ und die Mami antwortet „Och, die war bestimmt ganz doll müüüüüde“ anstatt ehrlich zu sagen:“ Das dumme Viech war einfach zu langsam“.
Außerdem dachte ich mir bei diesem Anblick, dass man hier in Libyen doch immer noch einen drauf packen kann. Ich habe mich ja schon an die Flut von gematschten Katzen, Hunden, Schafe und Ziegen und einer Vielzahl anderer Kreuzungen der vorhergenannten gewöhnt - quasi so eine Art Friedhof der Kuscheltiere am Straßenrand - aber so ein 4 Zentnerkoloss ist doch schon eine deutliche Steigerung. Seine Lederjacke wirkte auch etwas gespannt und ich konnte der Versuchung wiederstehen, einen der rumliegenden Stöcker aufzusammeln um Edgar zu pieken. Der Gedanke dass bei der Explosion des Körpers seine Innereien sich über mich ergießen würden, war deutlich dominanter als die Neugier, was wirklich passieren würde.
So hab ich ihn weiter Schlafen lassen. Und da kümmert sich hier ja auch keiner drum. Ist ja nicht so, dass Edgar hier irgendwo ganz weit draußen im nichts die toten Eier im Wind schaukelt. Ne! 200 Meter in die eine Richtung ist mein Lieblings internationaler Flughafen La Braq (das ist schon die dazugehörige Mauer im Hintergrund), ein paar hundert Meter in die andere Richtung beginnt hinter dem Hügel eine kleine Siedlung und genau gegenüber ca. 20 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite schien so etwas wie ein kleiner Shop zu sein. Mir kam es auch so vor, als ob die Kuhkollegen, die auch nur wenige Meter auf der anderen Straßenseite grasten, noch immer kichern mussten, weil der etwas kurzsichtige Edgar wirklich losgegangen ist, als sie gesagt haben „Ja ist frei, kannst rübergehen!“
Also merken:
Willst du über die Straße gehen, erst links, dann rechts, dann wieder links sehen!